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Barrierefreie Podcasts – was heißt das?

Was ist ein Podcast?

Podcasts haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und werden zunehmend im Bildungsbereich eingesetzt. Das Wort Podcast setzt sich aus zwei Worten zusammen: “pod” als Abkürzung von “play on demand” (nach Bedarf abspielbar) und “cast” vom Wort “Broadcast” (senden, ausspielen). Das heißt, dass Podcasts jederzeit und überall über eine App oder Webseite abgespielt werden können. Wir nutzen den Begriff Podcast hier für Inhalte, die auf dem auditiven Wege verbreitet bzw. veröffentlicht werden.

Barrierefrei sind Podcast, wenn sie für alle gleichermaßen nutzbar und zugänglich sind. Das bedeutet, dass

  1. alle zum Verständnis wichtigen Inhalte, nach dem 2-Sinne-Prinzip auch für einen anderen Sinneskanal zugänglich gemacht werden. Für ein wort- und textbasiertes Medium bietet sich die Verschriftlichung an, zusätzlich kann auch ein Gebärdenvideo für gehörlose Menschen zielführend sein,
  2. der Podcast für alle erreichbar und bedienbar ist (2 Kanäle-Prinzip) und…
  3. der Podcast für alle verständlich ist (KISS-Regel – keep it short and simple). Es sind kurze klare Aussagen formuliert. Fach- und Fremdwörter sowie fachspezifische visuelle Inhalte werden erklärt. Je nach Zielgruppe ist der Text ist in einfacher Sprache (GfdS o.J.) gehalten.

Barrierefreie Podcasts sind nicht nur für Menschen mit einer Beeinträchtigung hilfreich, die Nutzungsmöglichkeiten und damit die Reichweite des Podcast wird durch Barrierefreiheit für alle erweitert. So unterstützt eine Verschriftlichung z.B. Lernende mit einer anderen Muttersprache, oder hilft beim Erlernen von Fachvokabular und unterstützt bei Dialekten und schwer verständlicher Aussprache.

Auf der Basis einer guten Tonqualität gibt es zwei Säulen barrierefreier Podcasts zu beachten: Verschriftlichung und barrierefrei nutzbare Audioplayer und -plattformen.

Gute Tonqualität

Wichtig ist es schon bei der Aufnahme auf gute Tonqualität zu achten. Neben einem guten Mikrofon oder Headset ist ein störungsfreier Raum (Störgeräusche und auch Echo und Hall beachten) eine gute Voraussetzung. Klare Sprache und langsame, deutliche Aussprache müssen vielleicht vorab geübt werden. Eine Probeaufnahme ist auch dann notwendig, wenn Gesprächspartner per Zoom oder Telefon zugeschaltet werden.

Verschriftlichung

Wichtigste Informationsquelle bei Podcasts sind Worte und Texte. Zusätzlich zum reinen Text können jedoch z.B. auch Informationen über Emotionalität im Gespräch, Ironie oder Alter und Geschlecht der Sprecher*innen wahrgenommen werden. Um Podcasts barrierefrei zugänglich zu machen, bietet sich eine Verschriftlichung an.

Es gibt die Möglichkeit von Beginn an mit einem ausführlichen Skript zu arbeiten, welches dann als Dokument zur Verfügung gestellt wird. Dabei wird aber auch Spontaneität verloren gehen. Eine andere Möglichkeit ist die nachträgliche Erstellung eines Transkripts. Dieses soll alle sprachlichen und nicht-sprachlichen Audioinhalte enthalten. Darüber hinaus können die Namen und Zeiten angegeben werden, damit der Verlauf des Gesprächs besser zu verstehen ist. Spracherkennungs-Software kann unterstützen, es braucht jedoch immer noch eine Korrektur und Ergänzungen.

Manchmal kann auch eine Zusammenfassung in Form eines Blog-Artikels ausreichen. Hier werden wichtige Informationen schriftlich zusammengefasst, auf eine präzise Übernahme des Gesprochenen wird bewusst verzichtet. Nachteil ist hier, dass z.B. für Hörbeeinträchtigte Menschen damit nicht genau gleiche Informationen vorliegen (Wagner & Lang, o.J.).

Eine weitere Möglichkeit ist das Einfügen von Untertiteln und das spätere Abspielen des Podcast im Videoplayer. Das Mitlesen beim Hören kann bei fremden Sprachen, Fachvokabular oder Schwerhörigkeit helfen. Hier wären sogar Gebärdenvideos zum Podcast möglich.

Software zur Verschriftlichung/Spracherkennung:

Um die Audiospuren in Text zu überführen, sind meistens spezielle (kommerzielle) Programme hilfreich. Eine Auswahl möchten wir Euch an dieser Stelle präsentieren:

Trint (Demoversion mit Anmeldung - Audiodateien werden nach dem Hochladen automatisch transkribiert)

Subtitle Edit (kostenlos – “händische“ Erstellung und Möglichkeit der Einbindung der AI „Whisper“ oder amberscript für automatische Untertitelung) funktioniert nur im Videoformat

YouTube YouTube (kostenlos – automatische Untertitelung, nur für Videos, die  müssen dafür auf Youtube geladen werden)

Amberscript (nicht kostenlos, [Kontingent im HyLeC und im DoBuS TU Dortmund vorhanden] – automatische Untertitelung - möglich)

Eve (nicht kostenlos – zur automatischen Untertitelung von (Live)-Veranstaltungen)

Bei Windows 8 oder 10 könnt Ihr auch die integrierte Spracherkennung nutzen, die wir Euch auch empfehlen (Windowsbutton – Spracherkennung eingeben – Spracherkennung starten – Assistenten einrichten – die App im Dokument öffnen – Text diktieren oder abspielen).

Trotz aller Softwareunterstützung ist eine Überarbeitung notwendig, um u.a. auch Infos zu den Sprecher*innen, zu Emotionen, zu Geräuschen (wenn diese für den Kontext wichtig sind), ... zu ergänzen.

Barrierefreie Player

Damit ein Audio-/Videoplayer als barrierefrei gelten kann, muss dieser den Richtlinien der WCAG 2.1 entsprechen (W3C 2018). Für eine verkürzte Prüfung, ob der zur Verfügung stehende Player barrierefrei sein könnte, dienen die folgenden Merkmale:

  • Tastaturbedienbarkeit
  • Mit verschiedenen Hilfsmitteln ansteuerbar
  • Kontrastreich gestaltet
  • Buttons sind eindeutig beschriftet (Symbole sind nicht vorlesbar)


 

Links & Quellen

Delamar (o.J.) Top Podcast Software. https://www.delamar.de/musiksoftware/podcast-software-51742/

GfdS, Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. (o.J.): Leichte und einfache Sprache.
https://gfds.de/leichte-und-einfache-sprache/

W3C (2018): Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. W3C Recommendation 05 June 2018. https://www.w3.org/TR/2018/REC-WCAG21-20180605/

Wagner, D. & Lang, S. (o.J.): Inklusion & Podcast: Deinen Podcast barrierefrei gestalten. https://podcast-stories.de/podcast-inklusion-barrierefreiheit/

Für die Gestaltung von guten und barrierefreien Podcasts findet Ihr hier einige Tipps. Lest die Infos zu allen Produktionsphasen durch bevor Ihr startet, damit Ihr Euch auf alle Phasen vorbereiten und Euer Zeitmanagement daran ausrichten könnt.

Vor der Produktion

  • Bereitet das Schwerpunktthema inhaltlich gut vor und legt Inhalte für den Podcast fest. Beachtet dabei Eure primäre Zielgruppe.
  • Bereitet die Inhalte so auf, dass sie (auch) außerhalb Eures (Fach-) Bereiches verstanden werden und Interesse finden können.
  • Entscheidet Euch für ein geeignetes Format (Talk, Interview, Präsentation, ...) und eine geeignete Länge.
  • Verfasst ggf. ein Skript oder einen Ablaufplan. Oder bereitet Fragen und mögliche Antworten vor.
  • Macht Euch mit der Aufnahmetechnik und Software vertraut.
  • Übt das Sprechen ins Mikrofon und hört Euch vorab Eure eigene Stimme an. Achtet auf Tonhöhe, Tempo, deutliche Aussprache, gleichmäßige Lautstärke und gleichbleibender Abstand zum Mikrofon. Benötigt Ihr einen Popschutz? Wie wirken sich Hintergrundgeräusche aus?
  • Macht Euch vorab mit einem Audio-Editor vertraut. Dies können z.B. folgende Open Source-Programme sein: Audacity, Ocenaudio oder für Apple Geräte die GarageBand, ultraschall.FM [ist eine kostenfreie Erweiterung der kommerziellen Digital Audio Workstation (DAW) REAPER, die 60 Tage kostenlos genutzt werden kann].
  • Bedenkt in welchem Format Ihr Euren Podcast später veröffentlichen/teilen möchtet. Nutzt eins der offenen Dateiformate für Euren Podcast, z.B. MP3.

Bei der Produktion

  • Achtet auf eine störungsfreie Umgebung.
  • Sprecht langsam und deutlich. Bleibt dabei locker.
  • Nutzt klare Satzstrukturen; vermeidet lange oder verschachtelte Sätze.
  • Sprachmelodie: Werdet nicht monoton, überspitzt ggf. Emotionen.
  • Bezieht das Publikum mit ein, bzw. das Gefühl vermitteln, Ihr habt es im Blick.
  • Benennt zu Beginn das Thema und gebt zeitliche Bezüge an (handelt es sich um ein aktuelles Thema oder eins, welches in der Vergangenheit liegt?).
  • Gebt Hinweise/Informationen, wo der Podcast aufgezeichnet wird und was drum herum passiert (die Zuhörer*innen können es nicht sehen).
  • Erläutert neue Fachbegriffe bei der ersten Nutzung.
  • Wenn Ihr Euch versprochen habt, macht zunächst eine kurze Pause und beginnt dann den Satz von vorne. So könnt Ihr den Versprecher und Pause in der Nachbearbeitung gut löschen.

Postproduktion

  • Hört Euch die Rohfassung an und entscheidet, wo ggf. Fehler gelöscht oder Teile gekürzt werden müssen. Müsst Ihr noch etwas neu einsprechen oder ergänzen?
  • Bearbeitet den Podcast mit einem Audio-Editor, z.B.  AudacityOcenaudio oder für Apple Geräte die GarageBand.
  • Kommuniziert den Lizenzhinweis (Titel, Urheber*in, Lizenz, Link, Ursprungsort – z.B. Webseite) verbal, z.B. am Anfang oder am Ende der Aufnahme.
     
  • Zum Beispiel: „Dieser Podcast „Eigene Podcasts erstellen“ wurde von HyLeC - TU Dortmund erstellt und steht unter Creative Commons Lizenz CC BY SA 4.0. Details zur Lizenz sind unter (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de) zu finden. Der Ursprungsort ist die Projektwebseite https://hylec.tu-dortmund.de/
     
  • Fügt ein Intro / Outro und ggf. weitere sinnvolle Soundeffekte ein. Achtet auf das Copyright, lizenzfreie Sounds findet Ihr z.B. unter http://pixabay.com/, http://freesound.org/, http://www.free-stock-music.com/
  • Stellt dann den kompletten Podcast zusammen.
  • Erstellt ein Transkript. Ihr könnt dazu Spracherkennungs-Software nutzen, das Ergebnis müsst Ihr aber noch bearbeiten.
  • Erstellt Shownotes zur Podcast-Folge – dabei handelt es sich um eine Liste mit den im Podcast genannten Quellen/URLs, die unter dem Podcast zu sehen ist. Ein Beispiel dafür findet Ihr hier: Wagner & Lang o.J..
  • Speichert die fertige Version Eures Podcast und ladet diese, die Verschriftlichung und die Shownotes auf der ausgewählten Plattform hoch.
  • Überprüft ob alles zugänglich ist, auch mit unterschiedlichen Endgeräten.

Hier findet Ihr die Inhalte als barrierefreie Decker-Version: